Nein, sagen die einen. Sport verbraucht nur wenig Energie und steigert den Appetit. Deshalb sei es viel wichtiger, auf die Ernährung zu achten.
Ja, sagen die anderen. Sie verweisen darauf, dass es eine klare Dosis-Wirkungs-Beziehung gibt. Also je aktiver der Lebensstil, umso wirksamer lässt sich das Körpergewicht regulieren.
Was ist richtig? Und ist das überhaupt die richtige Herangehensweise und Frage?
Warum hilft Sport nicht automatisch beim Abnehmen?
Wer jahrelang inaktiv war, der kann nicht innerhalb eines kurzen Zeitraums seinen Energieverbrauch drastisch erhöhen. Warum? Weil seine Fitness gering ist! Wer nach wenigen Minuten schnellen Gehens und langsamen Laufens abbrechen muss, kann selbstredend kaum Energie verbrauchen. Bessere Ergebnisse lassen sich für diese Person erzielen, wenn sie häufiger und weniger intensiv Ausdauer und Krafttraining machen würde. Allerdings ist im untrainierten Zustand generell die Möglichkeit viel Energie zu verbrauchen stark limitiert, denn der Körper ist keine Belastung gewöhnt und erschöpft schneller. Übermotivation hilft auch nur bedingt, denn wer seinen Willen ständig einsetzt, um die Erschöpfungssignale zu ignorieren, wird sich wahrscheinlich im Alltag weniger bewegen, so dass der Energieverbrauch insgesamt durch den zusätzlichen Sport nur wenig oder mäßig den Energieverbrauch erhöht. Zudem wird ein Teil des Mehrverbrauchs logischerweise durch verstärkten Appetit und Essen kompensiert.
Ja, so gesehen ist es richtig, dass vor allem Untrainierte die Wirkung von Sport auf den Energieverbrauch gerne überschätzen und schlechte Essgewohnheiten, wie kalorienhaltige Getränke und zwischendurch Süßstücke sowie andere energiedichte Speisen, nicht kompensieren können.
Warum ein aktiver Lebensstil und Sport die Regulation des Körpergewichts unterstützt?
Ja, es gibt eine klare Dosis-Wirkungskurve. Probanden verlieren in kontrollierten Studien umso mehr Körperfett, je größer und intensiver die Belastung ist. Dieser Betrag fällt größer aus, wenn die Probanden durch Kontrolle „gezwungen“ sind, auch tatsächlich das Training zu absolvieren. Und umgekehrt zeigen die Studienergebnisse schlechtere Ergebnisse, wenn nur gefragt wird, ob die Probanden das Bewegungsprogramm ausgeführt haben.
Personen mit einer guten Fitness sind auch zu einem deutlich höheren Grad vor der schleichenden, aber kontinuierlichen Zunahme von Körperfett geschützt. Das kann nicht überraschen, denn zum einen reguliert ein aktiver Lebensstil unseren Appetit und zum anderen erlaubt eine gute körperliche Konstitution eine über den Sport hinausgehenden aktiven Lebensstil, der dauerhaft zu einem erhöhten Mehrbedarf an Energie führt.
Mach keinen Sport, um abzunehmen!
Evolutionär gesehen macht es keinen Sinn unnötig Energie zu verschwenden, weshalb die meisten Menschen nachvollziehbarer Weise nicht automatisch die Treppe nehmen, aufs Auto verzichten oder eben Sport machen wollen. Bis vor ein bis drei Generationen vor uns war das sinnvoll. Solange die meisten Menschen körperlich moderat oder hart arbeiten mussten, waren unnötige körperliche Aktivitäten gefährlich fürs Überleben und die eigenen Nachkommen, denn diese schwelgten nicht dauerhaft im Überfluss.
In den reichen Ländern sind heute die meisten Menschen von der Notwendigkeit befreit, sich für ihr Auskommen ausreichend bewegen zu müssen und ebenso können sie stets so viel essen, wie sie wollen. Dementsprechend ist es wenig verwunderlich, dass seit sechzig Jahren immer mehr Menschen schwerer werden.
Mach Sport und nimm die Treppe, um abzunehmen und Krankheiten vorzubeugen, ist kein attraktives Ziel. Wer unfit ist, für den sind Sport und ungewohnte Belastungen anstrengend und nicht selbst belohnend. Wer sich primär bewegt, um ein abstraktes und fernes Ziel zu erreichen, erlebt keine Befriedigung durch die Sache selbst. Energie zu verbrauchen, macht dadurch weniger Freude.
Und genauso verderbt ihr euch die Freude am Essen, weil körperliche Aktivität primär die Sünden des Essens kompensieren soll. Essen, Energie und Kalorien scheinen dadurch etwas Schlechtes zu sein, was es zu meiden gilt. Grundsätzlich ist aber mehr Energie wertvoll und positiv, denn Energie ist Leben.
Sport und körperliche Aktivitäten steigern eurer Wohlbefinden und eure Fitness nur dann, wenn ihr nach dem Sport oder Alltagsaktivitäten eurem Körper genügend Nährstoffe und Energie zu führt, um euch zu erholen und fitter zu werden. Deshalb braucht eine fitte Person auch mehr Energie als eine untrainierte Person. Gesund und vital können wir nur sein, wenn ausreichend Energie zu und wieder abgebaut wird. Das muss aber nicht notwendigerweise intensiver Sport sein, denn auch längere moderate Alltagsaktivitäten können dies leisten.
Fazit:
Bewegung, Sport und Training sollen dir einen unmittelbaren Nutzen und Freude bereiten. Wenn das der Fall ist, dann tragen sie auch dazu bei, dass Essen und Trinken wertvoll sind. Körperliche Aktivität kann und darf dazu beitragen, dass du mehr fettfreie Masse und weniger Körperfett hast. Aber achte stets auf die Signale deines Körpers, damit du so viel isst und trinkst, dass du dich wohlfühlst und vollständig erholst. Sattwerden ist der Sinn der Nahrungsaufnahme!