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Warum wir schwerer werden

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Heute wirst du erfahren:

  • Wir haben die Welt für unsere Bedürfnisse vereinnahmt
  • Im Vereinigten Königreich fällt der Zuckerkonsum seit 60 Jahren, aber ...
  • Chinesen essen viel Gemüse und sehr wenig Zucker, aber ...
  • In reichen Staaten ist der Zuckerkonsum eher gefallen
  • Zucker, Kohlenhydrate, Fett, etc. sind Teilprobleme. Schlaraffenland ist da!

Wir haben ein neues Problem: Überfluss! Die Indienststellung aller planetaren Ressourcen durch unsere kapitalistische Wirtschaftsweise hat in den Industrieländern zu einem nie bekannten Ausmaß und Verbrauch von Dienstleistungen und Waren geführt, die bis vor wenigen Jahrzehnten nur einer kleinen Schicht von Menschen zugänglich war.

Die Gnade jederzeit alles essen zu können, ohne sich dafür anstrengen zu müssen, hat eine Kehrseite: Wir müssen lernen oder besser kultivieren, wie wir uns als Individuum und Gesellschaft selbst begrenzen, damit wir das rechte Maß zur Erfüllung unserer Bedürfnisse finden, da wir ansonsten im wahrsten Sinne des Wortes daran ersticken

Das hauptsächlich in der Politik und Medien geführte Zuckerbashing zeigt leider, wie weit wir davon entfernt sind, das wahre Ausmaß der Herausforderung zu erkennen und bessere Lösungen zu kreieren. Entgegen der landläufigen Meinung ist in der Zuckerkonsum in vielen Industrieländern eher rückläufig.[i] Das hat aber nicht dazu geführt, dass die Rate an Übergewicht und Fettleibigkeit abgenommen hätte, sondern sie ist weiter deutlich angewachsen.


[i] Siehe S. 17: The Lancet: Worldwide trends in underweight and obesity from 1990 to 2022: a pooled analysis of 3663 population-representative studies with 222 million children, adolescents, and adults

Entwicklung des Zuckerkonsums im Vereinigten Königreich

 

 

Besonders eindrücklich lässt sich diese Entwicklung im Vereinigtem Königreich illustrieren:

 

 

Während der Zuckerkonsum in den letzten 60 Jahren um ca. ein Drittel gefallen ist, hat sich dagegen der Anteil der Menschen mit einem BMI von höher als 30 ungefähr verdreifacht.

 

 

Entwicklung des Gemüse- und Zuckerverzehrs in China

 

Wie wenig von einer primär auf die Vermeidung von Zucker ausgelegten Strategie zu erwarten ist, lässt sich auch an der Explosion von Diabetes Typ 2 im Land der Mitte lernen. Parallel zum rasant wachsenden Bruttosozialprodukt ist auch der Anteil der Diabetiker von wenigen Millionen auf inzwischen über 140 Millionen Menschen in die Höhe geschossen. Allerdings war und ist der Konsum von Zucker in China stets sehr gering gewesen, so dass dieser nicht als treibende Kraft in Frage kommt. Der durchschnittliche tägliche Pro-Kopf-Verbrauch an Zucker beträgt nämlich weniger als 20 Gramm, was ca. 4 – 6 weniger als in die meisten westlichen Ländern ist. 

Warum nehmen weltweit Übergewicht und Zivilisationskrankheiten zu?

Das ist nicht schwer: Mit dem Anstieg an Nahrungskalorien wachsen auch unsere Körper. Das muss aber nicht nur schlecht sein, denn eine bessere Nahrungsmittelversorgung führte auch zu einem Größenwachstum und zu einer höheren Lebenserwartung. Inzwischen werden aber in Kombination mit mehr Inaktivität auch die negativen Effekte stärker, so dass inzwischen mehr Menschen von Übergewicht und seinen Folgen als von Mangel betroffen sind. 

Genauso sicher wie Objekte von der Schwerkraft zur Erde gezogen werden, entscheidet die Energiebilanz darüber, ob unsere Fettreserven wachsen oder schwinden. Das ist die Grundlage der Ernährungswissenschaft und dieses Grundprinzip wird in allen kontrollierten Studien stets wieder bestätigt. Daher ist auch müßig darüber zu diskutieren, ob die positive Energiebilanz primär durch den Verzehr von Kohlenhydraten oder Fetten herrührt. Entgegen der landläufigen Meinung ist in den Hochlohnländern aber der Verzehr von Kohlenhydraten seit ca. 60 Jahren konstant geblieben, während der Anteil von Fetten um ca. 60% gestiegen ist, so dass der erhöhte Fettverzehr die Gesamtenergieaufnahme um ca. 500 kcal gesteigert hat.

 

 

Und da viele Menschen durch die zunehmende Technisierung zudem weniger Energie verbrauchen, ist es wenig verwunderlich, dass alle Gesellschaften im Schnitt schwerer werden.

 

Praktisches Fazit

Da wir die Nahrungsenergie nicht direkt erfassen können und Kalorien zählen umständlich ist, nutzen wir stattdessen gerne lebensmittelbezogene und mahlzeitenbezogene Regeln, wie Intervallfasten, wahlweise mehr Fett oder Kohlenhydrate, weniger Zucker essen, vegetarisch, weniger verarbeitet, gesund, etc. Gegen solche praktischen Ratgeber ist auch nichts einzuwenden, solange nicht vergessen wird, dass diese Regeln die Energiebilanz nicht außer Kraft setzen. Wie der Trend zu mehr Körpergewicht zeigt, essen Menschen aus diversen (verständlichen) Gründen sehr gerne, so dass ein niedriger Zuckerkonsum oder 16 Stunden zu fasten keineswegs automatisch zu einer negativen Kalorienbilanz führt. Insgesamt sind diese Regeln bei vielen allein nicht ausreichend, um das Gewicht in die gewünschte Richtung zu lenken. Zudem fühlen sich viele Regeln dauerhaft zu sehr nach Verzicht an, so dass diese Regeln nicht „freiwillig“ durchgehalten werden. Und umgekehrt sättigen sie zu wenig und befriedigen unzureichend.

 

 

Der Trend zu mehr Körpergewicht ist wenig überraschend, denn wir leben in einer fettmachenden Umgebung. Das ist auch der Grund, warum weniger essen und mehr bewegen, nicht funktioniert, denn die Nahrungsaufnahme wird primär von unseren unbewussten Gewohnheiten gesteuert, welche in Wechselwirkung zwischen der Umwelt und dem Gehirn entstehen. Beim nächsten Blog erfahrt ihr, warum wir Kalorienbomben begehren und wie wir dieses Wissen für andere und selbst nutzen können.

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